Bildhauerei
Weil ich eigentlich Innenarchitektin werden wollte, begann ich zunächst eine betriebliche Schreinerlehre in Augsburg. Aber in Zeiten, in denen es noch nicht selbstverständlich war, dass Frauen schreinern oder Motorradfahren – sogar die Bauhauptberufe waren noch verboten -, war das wenig erbaulich. Und es war mir zu wenig künstlerisch.
Ich wechselte auf die Holzbildhauerschule Garmisch-Partenkirchen und ein Jahr später auf die Holzbildhauerschule in Bischofsheim/Rhön, wo ich am 27.7.1976 meine Gesellenprüfung ablegte.
„Brotlose Kunst“ meinte mein Vater und er hatte Recht.
Von der Schnitzerei lebte ich mehr schlecht als recht in einer winzigen Wohnung mit winziger Werkstatt in Memmingen. Lukrative Aufträge der „Öffentlichen Hand“ waren eher die Ausnahme wie z. B. das Friedhofskreuz in Steinheim bei Memmingen.
Als ich in meiner Miniaturwohnung anfing, autodidaktisch tanzen zu üben, kam mir die künstlerische Grundausbildung der Bildhauerschule sehr zu Hilfe: Anatomie, Formen „sehen lernen“, ästhetische Schulung von Komposition und vieles mehr.
Nun ja, Talent war auch dabei ;). Nach fünf Monaten Selbststudium begann ich Tanz zu unterrichten, nach einem Jahr verdiente ich genug, um in eine größere Wohnung um zu ziehen. Da hatte meine Hobelbank keinen Platz mehr und seither habe ich meine Schnitzeisen nur noch selten ausgepackt: für Reparaturen, kleine Kerbschnitzereien und Reliefs, Halloween-Kürbisse und Linolschnitte 🙂